Selbst Casey Schouten konnte sich noch nicht an so ein starkes Spiel von ihm in seiner bisherigen Volleyballkarriere erinnern. „So einen Auftritt habe ich noch nie hingelegt“, erzählte der Kanadier freudestrahlend, „bei mir hat ja heute am Netz fast alles geklappt.“ Insgesamt gelangen dem 24-Jährigen am Donnerstagabend in der Landkost-Arena in der Partie gegen WWK Volleys Herrsching 30 Punkte. Völlig zurecht wurde er nach dem Match zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählt. Ein Extralob gab es auch von Coach Mirko Culic: „Casey war heute überragend. Ich glaube, jetzt ist er nach einer gewissen Eingewöhnungszeit endlich in der Bundesliga angekommen.“
Der Kapitän der Netzhoppers Solwo Königspark KW hatte mit seiner starken Leistung jedenfalls einen ziemlich großen Anteil daran, dass die Brandenburger nach dem 3:1-Erfolg (25:19, 18:25, 25:23, 25:23) in der Bundesliga gegen die Bayern weiterhin ein gehöriges Wörtchen im Kampf um den letzten Play-Off-Rang mitreden. Mit 21 Punkten überholten die Dahmeländer im Ranking die Volleyball Bisons Bühl, die allerdings noch eine Begegnung weniger ausgetragen haben.
427 Zuschauer in der „Brandenburger Hölle“ – darunter 15 mitgereiste Fans aus Herrsching – trauten im ersten Abschnitt ihren Augen nicht. Von Anfang an dominierten die Brandenburger das Geschehen auf der Platte, von den Gästen war in dieser Phase der Partie nicht wirklich viel zu sehen. Bis zum 8:6 konnte die Truppe von WWK-Trainer Maximilian Hauser noch einigermaßen mithalten. Doch dann erhöhten die Gastgeber die Schlagzahl und zogen bis auf 16:10 davon. Von diesem Zwischenspurt der Dahmeländer erholte sich Herrsching im ersten Abschnitt nicht mehr. Schouten war es nach genau 24 Minuten, der den ersten Satzball für sein Team eiskalt zum 25:19 ausnutzte.
Wie schon in einigen Bundesligapartien zuvor gelang es den Netzhoppers nicht, den Schwung mit in den nächsten Durchgang zu nehmen. Angetrieben von einem lautstarken Hauser an der Seitenlinie waren es diesmal die Volleys, die den zweiten Abschnitt vom ersten Ballwechsel an dominierten. Bei den Netzhoppers war die eigene Fehlerquote viel zu hoch. Besonders bei der Annahme sah die Mannschaft in diesem Durchgang nicht wirklich gut aus. So war es auch nicht groß verwunderlich, dass die Süddeutschen nach weiteren 25 Minuten nach einem 25:18-Erfolg der Satzausgleich gelang. „Es hat mich schon geärgert, dass meine Jungs nicht an den ersten Satz angeknüpft haben“, ärgerte sich Culic, der in der kurzen Pause jedoch die richtigen Worte fand.
Lautstark von den eigenen Fans angetrieben gelang es den Hausherren im folgenden Abschnitt, den Hebel wieder umzulegen und da weiterzumachen, wo sie nach Satz eins aufgehört hatten. Nach dem ersten Zähler, den Arran Chambers mit einem erfolgreichen Block herausholte, drehte Schouten so richtig auf. Mit drei erfolgreichen Punkten in Folge brachte der Kapitän sein Team mit 8:5 in Front. Zwischenzeitlich konnte Herrsching noch kurzzeitig den 11:11-Ausgleich herstellen, doch der ebenfalls sehr auffällig spielende Außenangreifer Dirk Westphal (insgesamt 14 Zähler) brachte mit einem gekonnten Lupfer über die Gästemauer hinweg die Netzhoppers wieder in Führung (14:13). Diesen knappen Vorsprung verteidigte das Culic-Team bis zum Durchgangsende erfolgreich. Diesmal war es Theo Timmermann, der den ersten Satzball gekonnt im gegnerischen Feld zum 25:23 unterbrachte.
Im Schlussabschnitt schenkten sich beide Mannschaften absolut nichts. Die Zuschauer sahen zwei Teams, die sich mit spektakulären Ballwechseln duellierten und absolut auf Augenhöhe agierten. Die Führung wechselte fast im Minutentakt (7:6, 10:11, 15:14, 17:18). Beim 20:20 nahm Culic noch einmal eine Auszeit, um letzte Anweisungen an seine Jungs zu geben. Diese hatten in den 60 Sekunden ganz genau hingehört, denn Westphal und Schouten sorgten für knappe Führungen (22:21, 23:22). Nach einem Aufschlagfehler der Gäste, ihr insgesamt 15., hatten die Netzhoppers die große Möglichkeit, den Sack endgültig zuzumachen. Zuspieler Martin Krüger sorgte mit einem starken Block für das 25:23 im vierten Abschnitt, das den 3:1-Sieg gegen die Bayern perfekt machte.
„Was meine Mannschaft im dritten und vierten Satz gezeigt hatte, war für mich draußen sehr nervenaufreibend. Ich hatte teilweise einen Puls von 180“, sagte Culic nach dem siebten Saisonerfolg seines Teams, „wir haben jedenfalls unsere Hausaufgaben gemacht. Es ist aber nie einfach, wenn der Erwartungsdruck im Vorfeld so hoch ist, die entsprechende Leistung zu bringen. Wir haben jetzt noch zwei Partien vor der Brust, in denen wir alles geben werden, um auch nach dem letzten Spieltag auf dem achten Rang zu stehen.“
Am 16.03.19 treten die Netzhoppers beim amtierenden Poaklsieger, dem VfB Friedrichshafen an.
Bilder zum Spiel gibt es bei Dagmar Jaschen und Wolfgang Purann