Der 5. Februar 2020 wird sicherlich ganz dick in das Geschichtsbuch des Volleyball-Bundesligisten Netzhoppers KW-Bestensee eingetragen, denn an diesem Tag konnten die Dahmeländer in ihrer bisher zehnjährigen Bundesligazugehörigkeit den ersten Sieg gegen den VfB Friedrichshafen einfahren. Gegen den deutschen Rekordmeister (13 Titel), 16-fachen Pokalsieger, Deutscher Supercup-Gewinner (2016, 2017, 2018) und Champions-League-Sieger (2007) behaupteten sich die Netzhoppers nach einem bärenstarken Auftritt mit 3:1-Sätzen (25:16, 25:19, 18:25, 25:23). Mit diesem im Vorfeld nie für möglichen Erfolg beim mit zahlreichen Nationalspielern bestückten VfB, machte das Netzhoppers-Team ihrem Coach Mirko Culic ein zusätzliches Geschenk, denn er feierte am Spieltag seinen 57. Geburtstag.
Überglücklich war der Trainer auch nach dem Match gegen die „Startruppe“ vom Bodensee: „Wir wollten hier etwas Zählbares mitnehmen, das ist uns in einer sehr eindrucksvollen Manier auch gelungen. Was meine Jungs heute geleistet haben war einfach der Wahnsinn. So kann es in den kommenden Partien ruhig weitergehen.“ In der Tabelle festigten die Netzhoppers ihren achten Rang (20 Punkte) und liegen nur einen Zähler hinter dem siebten Platz, auf dem aktuell die SWD powervolleys aus Düren rangieren. „Unseren achten Rang wollen wir jetzt auch nicht mehr hergeben. Vielleicht ist sogar noch mehr drin“, sagte Außenangreifer Theo Timmermann.
Ebenfalls richtig gute Laune hatte Netzhoppers-Routinier Dirk Westphal, der nach einem ganz starken Auftritt – insgesamt gelangen dem 34-jährigen Außenangreifer 21 Punkte – zurecht als wertvollster Spieler der Partie (MVP) geehrt wurde: „Wir sind sehr gut in die Partie gekommen, der Gegner eher nicht. Friedrichshafen wirkte auf mich sehr verunsichert. Das lag sicherlich auch daran, dass die Ergebnisse des VfB in den vergangenen Partien überhaupt nicht stimmten. Wir haben über die gesamten vier Sätze Vollgas gegeben und bei uns hat vieles geklappt. Wir haben bis zum Schluss daran geglaubt, dass wir dieses Spiel gewinnen können.“
Vor 1040 Zuschauern in der ZF-Arena waren es die Brandenburger, die den Süddeutschen von Anfang an ihr Spiel aufdrängten. Mit knallharten Aufschlägen – besonders durch Luke Herr, Casey Schouten und von Theo Timmermann – wurden Nationalmannschafts-Libero Markus Steuerwald und Thilo Späth-Westerholt ordentlich unter Druck gesetzt. Alleine im ersten Durchgang, den sich die Brandenburger nach 24 Minuten mit 25:16 holten, konnten die Netzhoppers sieben Aufschlag-Asse verbuchen. „Das war echt beeindruckend, wie stark wir zu Beginn des Matches serviert haben“, lobte Westphal die starken Aufschläge seiner Mitspieler. Im zweiten Durchgang machten die Netzhoppers da weiter, wo sie wenige Minuten zuvor aufgehört hatten. Mit klaren Angriffsaktionen und einer stabilen Annahme von Libero Kamil Ratajczak erspielten sich die Gäste schnell eine 6:3-Führung. Die Mannschaft aus Baden-Württemberg schaffte es weiterhin nicht, bis zum Ende des Abschnittes ihre Form zu finden. Das lag auch sicherlich daran, dass die Gäste weiterhin sehr konzentriert agierten und die sich bietenden Möglichkeiten eiskalt in Punkte ummünzten. Der schönste in diesem Satz gelang Westphal, der mit einem gefühlten Lupfer über die Abwehrarme der beiden VfB-Akteure Tomas Krisko und Bredan Schmidt hinweg das 25:19 zur 2:0-Satzführung gelang.
Im dritten Durchgang gelang es Friedrichshafen erstmalig, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Über die Zwischenstände von 6:3, 17:13 und 21:15 gelang der Mannschaft der erste Satzgewinn (25:18). Der vierte und letzte Abschnitt war sicherlich nichts für schwache Nerven. Sehr erfreulich aus Netzhoppers Sicht war in diesem Durchgang, dass das Team den verlorenen Satz nach einer intensiven Ansprache ihres Coaches nicht mehr im Kopf hatte, sondern sofort gewillt war, die Sensation am Bodensee einzutüten. Nach einem Ausball und zwei weiteren Punkten von Westphal und Arran Chambers führten die Brandenburger schnell mit 3:0. Dieser Vorsprung wurde bis auf 8:4 ausgebaut. Anschließend zeigten die Netzhoppers eine kleinere Schwächeperiode, denn nach einem 7:0-Lauf des VfB setzte sich dieser auf 13:9 ab. Die Gäste zeigten jedoch enormen Einsatzwillen und kämpften sich trotz klarer zwischenzeitlicher Rückstände (14:18, 17:20) nach einem Aufschlag-Ass von Timmermann wieder auf 20:20 heran. Beim 22:22 war es Westphal, der das Team mit einem weiteren gefühlvollen Lupfer zum 23:22 in eine gute Ausgangsposition brachte. Der Routinier verwertete auch den zweiten Matchball erfolgreich zum verdienten 25:23-Sieg.
VfB-Coach Michael Warm wusste auch die Gründe für die Niederlage seines Teams: „Die Anzahl der Asse der Netzhoppers war viel zu hoch, unsere Annahme hat nicht gehalten – da gibt es keine Ausreden.“ Einen richtig hohen Puls während des 100 Minuten dauernden Matches hatte Netzhoppers-Fan Jens Niefeldt, der dienstlich im Süden der Republik zu tun hatte und die Möglichkeit nutzte, das Spiel seiner Lieblinge sich live in der ZF-Arena anzugucken. „Ich musste einige Herzpillen nehmen, so spannend und mitreißend war das heutige Auftreten unserer Jungs“, scherzte Niefeldt, der auch gleich voraus blickte: „Mit dieser Leistung können wir auch Frankfurt sicherlich etwas ärgern.“
Um 18 Uhr empfangen die Netzhoppers KW-Bestensee am kommenden Sonnabend, den 8. Februar, in der Landkost-Arena die United Volleys. Das Hinspiel gewannen die Dahmeländer mit 3:1-Sätzen.