Am Ende einer sehr spannenden Volleyball-Bundesligapartie am Donnerstagabend hielt es keinen Akteur der Netzhoppers mehr auf den Beinen, denn jeder von Coach Mirko Culic eingesetzte Spieler ging in der 119 Minuten dauernden Spielzeit bis an seine Leistungsgrenze, um bei der knappen 2:3-Niederlage (25:19, 28:26, 20:25, 15:25, 8:15) beim Deutschen Meister BR Volleys einen Zähler aus der mit 3826 Zuschauern gut gefüllten Max-Schmeling-Halle zu entführen. „Es war überhaupt der erste Punktgewinn, der uns in dieser Halle gegen die Berliner gelungen ist“, freute sich Culic nach dem tollen Auftritt seiner Jungs, der zudem live bei Sport 1 übertragen wurde. „Meine Mannschaft hat besonders in den ersten beiden Sätzen eine hervorragende Leistung gezeigt, zum Schluss fehlte etwas die Kraft, um dem haushohen Favoriten die erste Saisonniederlage zuzufügen und für eine faustdicke Überraschung zu sorgen“, so der Netzhoppers-Coach weiter.
Sein Kollege auf der Berliner Bank, Cedric Enard, war mit der Leistung seines Teams überhaupt nicht zufrieden: „Wir haben heute einen Punkt verloren. Die Einstellung hat zu Spielbeginn nicht gestimmt und wir waren einfach zu harmlos. Mich ärgert das sehr, weil ich genau das vorher angesprochen hatte. Wir dürfen nicht Gefahr laufen, unsere gute Ausgangsposition auf diese Art und Weise zu verspielen. Glückwunsch an die Netzhoppers für einen guten Auftritt hier in der Max-Schmeling-Halle.“
Im Berlin-Brandenburg-Derby waren es im ersten Durchgang die Gäste, die sofort die Initiative auf der Platte übernahmen. Das lag sicherlich auch daran, dass Enard einige Stammspieler auf der Bank ließ und der sogenannten „zweiten Garnitur“ sein Vertrauen schenkte. Schnell erarbeiteten sich die Dahmeländer einen vier-Punkte-Vorsprung (12:8), den sie bis zum Satzende auf sechs Zähler ausbauten. Eine Fehlaufschlag von Zuspieler Sergey Grankin sorgte für ein 25:19 für das Culic-Team. Auch im folgenden Abschnitt agierten die Netzhoppers hoch konzentriert, dafür war die Fehlerquote bei den BR Volleys außergewöhnlich hoch. Bis zum 18:18 lagen die Brandenburger immer vorn, erst in die Schlussphase hinein konnten sich die Hausherren mit zwei Punkten absetzen (24:22). Ein Aufschlag-Ass vom eingewechselten Jonathan Erdmann sorgte für den 24:24-Ausgleich. Mit einem weiteren Ass brachte der sehr starke aufschlagende Luke Herr seine Farben mit 26:25 in Front. Teamkollege Dirk Westphal nutzte den zweiten Satzball zum 28:26 aus.
Im dritten Durchgang – Enard wechselte ordentlich durch – hielten die Gäste erstaunlicherweise lange Zeit mit dem Deutschen Meister mit (8:8, 13:13). Zum Ende des Satzes hin erhöhten die Hauptstädter etwas die Schlagzahl – der frisch eingewechselte Franzose Nicolas Le Geoff verwandelte den ersten Satzball zum 25:20. Anschließend ließ bei den Netzhoppers deutlich die Konzentration nach. Das lag sicherlich auch daran, dass die BR Volleys vor eigenem Publikum keine Niederlage gegen die Brandenburger kassieren wollten. Mit einem 4:0-Lauf setzte sich das Enard-Team schnell auf 6:2 ab. Dieser Vorsprung wurde immer weiter ausgebaut (10:4, 16:10, 21:13). Ohne größere Probleme stellte Jeffrey Jendryk mit dem letzten Angriff des Abschnittes zum 25:15 den 2:2-Satzausgleich her.
Im Tie-Break verzichtete Culic auf seinen Routinier Westphal und begründete diesen Schritt so: „Ich wollte noch einmal etwas anderes probieren und Dirk im Hinblick auf das sehr schwierige Match gegen Düren etwas Pause gönnen.“ Eine starke Aufschlagserie von Grankin, der mit seinen Angaben fünf Zähler in Folge machte, sorgte sehrschnell für eine Vorentscheidung im Entscheidungssatz. Zwar kamen die Brandenburger noch einmal bis auf 6:8 an den Deutschen Meister heran, doch mehr ließen die Berliner nicht mehr zu. Ein Aufschlag ins Netz von Herr sorgte für einen 15:8-Erfolg im fünften Durchgang für den weiterhin ungeschlagenen Tabellenführer. Wertvollste Spieler der Partie wurden Sergey Grankin (Goldmedaille) und Netzhoppers-Kapitän Casey Schouten (Silber).
„Niemand hätte vorher erwartet, dass wir hier etwas mitnehmen können. Die Frustration war unmittelbar nach Spielende groß, weil wir einen Vorsprung verspielt haben. Jetzt aber überwiegt bereits die Freude über den Punktgewinn, den wir gut gebrauchen können“, so Netzhoppers-Akteur Dirk Westphal, der auch gleich auf den kommenden Gegner blickte, denn die Netzhoppers empfangen am Samstagabend um 18 Uhr die SWD powervolleys Düren, dem ehemaligen Verein von Westphal.
„Gegen Düren wird es ein ganz anderes Spiel werden. Wir müssen versuchen, den Schwung aus den ersten beiden Sätzen gegen die BR Volleys mitzunehmen, denn nur dann können wir wie bereits im Januar 2019 gegen die powervolleys erfolgreich sein“, so der ehemalige 78-fache Deutsche Nationalspieler. Düren musste am vergangenen Mittwoch beim 3:2-Erfolg gegen Frankfurt ebenfalls über fünf Sätze gehen. „Die powervolleys hatten aber einen Tag mehr Pause als wir. Ob das ein Vor- oder Nachteil sein wird, werden wir heute Abend sehen“, sagte Culic.