Medieninformation | Volleyball Bundesliga | 15.04.2020
Die Volleyball Bundesliga (VBL) verliert nach dem TV Rottenburg zwei weitere Teams für die Saison 2020/21. Während die VBL den insolventen HEITEC Volleys Eltmann die Lizenz entzog, mussten die Verantwortlichen bei den AlpenVolleys Haching ihr sportlich erfolgreiches, länderübergreifendes Projekt für wirtschaftlich gescheitert erklären.
„Das Aus von drei Teams trifft die 1. Bundesliga Männer natürlich hart“, sagt Klaus-Peter Jung, Geschäftsführer der Volleyball Bundesliga. „Von den anderen Standorten haben wir bislang positive Signale erhalten. Wir können Stand heute davon ausgehen, dass wir – einschließlich des Nachwuchsprojekts VCO Berlin, das turnusgemäß in die Liga zurückkehrt – mit zehn Mannschaften in die Saison 2020/21 starten werden, sollten sich die Corona-bedingten Einschränkungen nicht noch länger als erwartet hinziehen.“
Im Fall des Männer-Bundesligisten HEITEC Volleys Eltmann wurde die VBL unabhängig von der Corona-Pandemie aktiv und entzog dem Team nach der Insolvenz der Spielbetriebs-GmbH Eltmann Volleys GmbH gemäß Ziffer 3.12 Lizenzstatut (LST) die Lizenz für die 1. Bundesliga. Der VBL-Vorstand folgte damit einstimmig der Empfehlung des Lizenzierungsausschusses, der den Sachverhalt zuvor umfänglich aufgearbeitet hatte.
„Nach eingehender Prüfung aller vorliegenden Unterlagen und Informationen gab es keine andere Möglichkeit, als Eltmann die Lizenz zu entziehen“, sagt VBL-Geschäftsführer Jung.
Neben dem Entzug der Lizenz wurde der Stammverein mit einer Geldstrafe in Höhe von 32.000 Euro belegt (3.15 LST), die in Raten gezahlt werden kann, um die Liquidität des Vereins nicht zu gefährden. Außerdem wird dem Volleyballclub 2010 Eltmann e.V. für die folgenden drei Spieljahre (bis einschließlich der Saison 2022/23) keine Lizenz für die 1. Bundesliga erteilt (3.18 LST). Ein Lizenzantrag für die 2. Bundesliga ist an die Voraussetzungen des Lizenzstatuts gebunden. Eltmann verzichtet auf Rechtsmittel. Der Beschluss ist damit rechtskräftig.
Die Eltmann Volleys GmbH hatte bereits am 23. Dezember 2019, noch vor Beginn der Corona-Krise, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Bamberg gestellt. Ende Januar hatte der VBL-Vorstand nach Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter, dem Management und Vertretern aus dem Gesellschafterkreis zunächst entschieden, dem Verein die Fortführung des Spielbetriebs zu gestatten, jedoch eine Geldstrafe oder einen Punkabzug auszusprechen und die Mannschaft von der Teilnahme an den Playoffs auszuschließen.
Ende März dann zwang die dauerhaft kritische Liquiditätslage den vorläufigen Insolvenzverwalter dazu, die Verträge der Spieler, Trainer und weiteren Mitarbeiter zu kündigen und alle Angestellten zum 1. April freizustellen.
Aus für die AlpenVolleys: „Das Risiko ist zu groß“
Vollkommen anders gelagert ist die Situation bei den HYPO TIROL AlpenVolleys Haching. Nach drei erfolgreichen Jahren endet das deutsch-österreichische Projekt. Für die Saison 2020/21 wird keine Lizenz mehr beantragt. Grund dafür sind unter anderem die Auswirkungen der Corona-Krise. Bei der auf zunächst drei Spielzeiten angelegten Kooperation laufen im Sommer alle Sponsorenverträge aus, Neuverhandlungen gestalten sich besonders auf deutscher Seite derzeit schwer. Zwei Partner mussten schon zuvor ihr Engagement Corona-bedingt reduzieren, sodass Geschäftsführer Hannes Kronthaler einspringen musste – eine Situation, die in der aktuellen Lage nicht weiter tragfähig ist.
„Die Corona-Krise ist nicht der einzige Grund für das Ende, hat jedoch schlussendlich trotzdem den Ausschlag gegeben. Seit Beginn der AlpenVolleys war es das Ziel, unser Budget um 30 Prozent – auf zwei Millionen Euro – zu steigern. Dies ist uns nicht gelungen. Aufgrund der Corona-Krise ist es unwahrscheinlich, dass wir unser bisheriges Budget halten können. Unter diesen Rahmenbedingungen ist das Risiko zu groß, und ich kann es als verantwortungsvoller Unternehmer nicht eingehen“, sagt AlpenVolleys-Geschäftsführer und -Förderer Kronthaler. Der Tiroler Bauunternehmer war als Visionär und Macher der Kopf der bislang einzigartigen Konstellation im deutschen Volleyball mit Spielorten in zwei Ländern.
„Wir bedauern den Rückzug der AlpenVolleys Haching. Die Mannschaft war über drei Saisons eine sportliche Bereicherung für die Volleyball Bundesliga und fand über die Zeit auch bei den Fans immer größere Akzeptanz“, sagt VBL-Geschäftsführer Jung. „Ich möchte mich bei allen Beteiligten, die dieses außergewöhnliche Projekt so erfolgreich gemacht haben, recht herzlich für ihren Einsatz und ihr Engagement bedanken.“
Der TSV Unterhaching 1910 e.V., Stammverein und Lizenznehmer der AlpenVolleys, verzichtet auf die Möglichkeit, ohne den Partner aus Österreich eine Mannschaft für die 1. Bundesliga zu melden. „In der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation ist es für den TSV Unterhaching nicht möglich, eine Mannschaft mit einem Etat für die 1. Bundesliga auszustatten“, sagt Mihai Paduretu, Geschäftsführer der Hachinger. „Die letzten Spiele in der Bayernwerk Sportarena waren gut besucht und haben uns gezeigt, dass Erstliga-Volleyball in Unterhaching eine Zukunft haben kann. Wir hoffen sehr, dass wir mit unserer jungen Mannschaft aus der 2. Bundesliga aufsteigen können, sobald sich die wirtschaftliche Lage wieder stabilisiert hat.“
Die Lizenz für die 2. Bundesliga, in der bislang die zweite Mannschaft der AlpenVolleys spielte, werden die Hachinger ungeachtet der Situation weiter halten. Der TSV Unterhaching wird also in der kommenden Saison als erste Mannschaft in der 2. Bundesliga Süd Männer antreten. In welcher Liga das verbleibende Spielrecht angemeldet wird, ist noch nicht entschieden.
Das deutsch-österreichische Projekt an den Standorten Unterhaching und Innsbruck spielte nach der Genehmigung eines Wildcardantrags in den vergangenen drei Saisons in der Bundesliga und trug seine Heimspiele teils vor den Toren Münchens, teils in der Tiroler Landeshauptstadt aus. Zweimal erreichte die Mannschaft dabei das Playoff-Halbfinale und stand beim Abbruch der Saison 2019/20 erneut unter den Top4-Teams der Tabelle.