Drei Jahre in Folge stand Björn Andrae ganz oben auf dem Podest, drei Jahre in Folge durfte er den deutschen Volleyball-Pokal in die Höhe stemmen. Das Pokal-Triple gelang Andrae Anfang dieses Jahrtausends im Trikot des VFB Friedrichshafen, da stand der spätere Nationalspieler noch ganz am Anfang seiner beispiellosen Karriere. Mittlerweile spielt der 35-Jährige für die Netzhoppers SolWo Königspark KW und wird sein Team am Donnerstagabend (19 Uhr) als Mannschaftskapitän im Pokal-Halbfinale auf das Feld der Landkost-Arena führen. Gegen seinen Ex-Klub, den Rekord-Pokalsieger. Den Rekord-Meister. Den aktuellen Supercup-Sieger.
„Das kann man nicht mal vergleichen mit Bayern gegen Hamburg“
Gegen den VFB Friedrichshafen also. „Das war eine geile Zeit, ohne Frage. Gerade weil es in der Anfangszeit meiner Karriere war, war das sehr emotional. Diesen Pokal zu gewinnen, ist ein Riesending“, erzählt Andrae. Mit dem VFB war er damals der haushohe Favorit im Wettbewerb, am Donnerstag steht er mit den Netzhoppers auf der anderen Seite. Auf der des krassen Underdogs. Keiner aus seinem Team hat bisher die Erfahrungen gemacht, die Andrae zuhauf sammelte. „Mehr Favorit als Friedrichshafen in dieser Partie kann man gar nicht sein. Das kann man nicht mal vergleichen mit Bayern gegen Hamburg als Tabellenletzten im Fußball. Im Volleyball kann man nicht auf ein Glückstor in der letzten Minute hoffen“, erzählt Andrae.
Sein Team musste diese schmerzhafte Erkenntnis bereits in der Liga-Partie beim VFB in Friedrichshafen machen: Mit 0:3 verloren die Netzhoppers dort, die Häfler knallten ihnen gewaltige Aufschläge um die Ohren. „Da konnten wir uns schon einmal an die Härte und die Schnelligkeit des Spiels gewöhnen. Jetzt sind meine Spieler darauf vorbereitet, wenn es in die Partie geht“, meint Trainer Mirko Culic. Seine Zuversicht zieht er aus dem letzten Heimspiel gegen den Tabellenzweiten United Volleys. Dort spielten die Netzhoppers auf Augenhöhe mit, verpassten es aber am Satzende, die Chancen in einen Satzgewinn umzumünzen. „Wenn wir an diese Leistung anknüpfen, werden wir auch gegen Friedrichshafen ein gutes Spiel abliefern“, so Culic.
Ein besonderes Spiel für den Verein, die Fans, die Region
Vor dem wichtigsten Match der Vereinsgeschichte gab er seinen Spielern zu Wochenbeginn nach zwei Spielen am Wochenende einen Tag frei. Am Dienstag bittet er aber gleich doppelt zum Training: Erst steht eine Athletikeinheit im Kraftraum auf dem Plan, im Anschluss geht es in die Landkost-Arena zum Hallentraining. Weiterhin verzichten müssen die Netzhoppers dabei auf Sascha Kaleck. Weil der Zuspieler immer noch Rückenprobleme hat, setzte Mannschaftsarzt Kai Dragowsky eine erneute MRT-Untersuchung an, deren Auswertung noch aussteht. Gute Nachrichten gibt es dagegen bei Filip Gavenda. Der Diagonalspieler spielte mit seiner Spezialschiene für den gebrochenen kleinen Finger beschwerdefrei und ist für das Pokal-Halbfinale fit.
Damit dort am Ende aber auch ein Sieg und der damit verbundene Einzug ins Pokalfinale in Mannheim herausspringt, muss laut Andrae schon viel zusammenkommen. „Realistische Chancen haben wir, wenn jeder bei uns eine Top-Leistung bringt, und der VFB keinen guten Tag erwischt. Vielleicht bringen unsere Fans sie mit der besonderen Atmosphäre in unserer Halle ja auch zum Wackeln. Dieses Spiel ist für unseren Verein, unsere Fans und die Region etwas ganz Besonderes, das sollen sie auch zu spüren bekommen.“ Wenn er noch einmal die Chance bekommt, mit den Netzhoppers in einem Endspiel um den DVV-Pokal mitzuspielen, wäre das nicht nur eine große Überraschung, es wäre eine Sensation.
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Das nächste Heimspiel: Donnerstag, 24. November gegen VFB Friedrichshafen
Foto: Gerold Rebsch (beachpics.de)